Wintercamping | Mit dem Camper durch die Alpen
Anfang des Jahres habe ich meinen Job gekündigt, um den Traum aller zu leben und als
Influencer mit einem ausgebauten Crafter jeden Tag eine neue Traumdestination anzusteuern...
oder so ähnlich. Tatsächlich hatte ich Ende Januar aufgrund einer beruflichen Umorientierung
zwei Wochen Zeit und die Chance, mit dem ‘Entdecker’ von Liber Rental durch die
österreichischen Alpen zu reisen. Hier findet ihr meine Erfahrungen, die ich zum Thema
Campen im Winter gemacht habe. Hier gibt's die 15 Einsteigertipps fürs Wintercamping, die euch bei der Vorbereitung zu eurem eigenen Campingurlaub helfen.
Vorbereitungen – So klappt Campen problemlos auch im Schnee
Die Vorbereitungen für den Campingurlaub beginnen bei mir früh: Als geborener Österreicher lerne ich Skifahren, Laufen, Radfahren und Autofahren auf vereistem Untergrund schon als Kind – in dieser Reihenfolge. Jahrelanges hartes Training im Eiskratzen und Schneeschaufeln qualifiziert mich als Alpen-Testfahrer mit dem ‘Entdecker’. Wenn ihr nicht die Zeit und Ausdauer habt, unzählige Fahrtrainings mit eurem Vater nachzuholen, dann rate ich euch vor der Reise, einfach ausreichend Informationen zum Wintercamping zu sammeln und die richtigen Vorbereitungen zu treffen.Mein Trip startet im schneelosen Hamburg. Ich checke das Fahrzeug direkt auf Wintertauglichkeit: Sind Winterreifen mit mindestens vier Millimeter Reifenprofil montiert? Hat das Fahrzeug eine Heizung, die einen auch unter dem Gefrierpunkt warm hält? Gibt es zusätzliche Isolierung für die Fenster? Welches Zusatzequipment muss ich noch besorgen? Neben vieler Ausstattungshighlights, die unabhängig von der Temperaturen für einen tollen Urlaub garantieren, besteht der ‘Entdecker’ meinen Wintertauglichkeits-Check. Ich packe also neben ausreichend Winterklamotten noch extra Bettdecken, Teebeutel und eine zusätzliche Fußmatte für nasse Schuhe ein und mache mich auf den Weg Richtung Süden.
Von Hamburg über Prag ins österreichische Waldviertel (Niederösterreich)
Meine Reise bringt mich mit einem Zwischenstopp im wunderschönen Prag in den Nordosten von Österreich ins dünn besiedelte Horn im Waldviertel. Dieses liegt in Niederösterreich und ist bekannt für seine Wälder, Burgen, Ruinen und Nebel. Eine sehr schöne Gegend, die sich wegen der Nähe zu den Alpen und meiner dort sesshaften Familie perfekt als Basislager meiner Reise anbietet.Vorbereitung ist alles: Welche Ausrüstung benötige ich noch?
Nach einer ordentlichen Mahlzeit mache ich einen letzten Check des Campingfahrzeugs. Ich kontrolliere noch mal den Ölstand, den Reifendruck und die Scheibenwischerflüssigkeit – der Verbrauch dieser erhöht sich bei Schneefall, Schneeregen und gesalzenen Schneefahrbahnen immens. Die zusätzliche Batterie für Elektrogeräte im Wohnraum wird nochmal vollständig geladen, der Wassertank aufgefüllt und ich kippe etwas Frostschutzmittel in den außen liegenden Abwassertank. (Später benutze ich einen Eimer unter dem Abfluss und entleere das Abwasser immer direkt, damit kein Eis den Tank beschädigt. Im Eimer unter dem Auto darf das Wasser ruhig gefrieren.)Nachdem alle Batterien geladen sind und mein Magen abermals mit Kaffee und Torte gefüllt wurde, mache ich mich auf den Weg, um noch wichtige Ausrüstung zu besorgen. Ich statte mich mit einem ordentlichen Eiskratzer, einem Schneebesen mit Teleskopstange für die schwer erreichbaren Stellen am Camper und den passenden Schneeketten aus – für jede Reifengröße gibt es unterschiedliche Modelle. Wer sich rechtzeitig darum kümmert, kann auch bei Automobilclubs Schneeketten leihen. Da ich seit einigen Jahren in Hamburg lebe, bin ich etwas aus der Übung, die Ketten zu montieren. Und da ich nicht der unwissende Hamburger sein möchte, der auf einer engen Alpenstraße den Verkehr blockiert, weil er nicht weiß, wie er seine Schneeketten montiert, teste ich das Anlegen bei der nächsten Möglichkeit auf einem Schneebedeckten Parkplatz, wo mich niemand stört oder stresst. Beim ersten Mal hat es tatsächlich gute 20 Minuten gedauert bis die Ketten dran waren. Als ich sie dann wirklich brauchte, ist die Montage in fünf Minuten geglückt.
Wo findet ihr die besten Camping-Möglichkeiten im Winter?
Auf dem Weg vom Osten in den Westen Österreichs habe ich ein paar Stopps geplant. Die meisten Nächte organisiere ich allerdings spontan. Ich lasse mich vom Wetter und Freunden treiben, plane zwischendurch Campingplätze mit ein, um die Batterien aufzuladen sowie Tanks zu entleeren und zu füllen. Hier sind die Highlights meiner Übernachtungen:Nightrace Schladming 2020: Das Nachtslalom-Rennen
In meiner Jugend bin ich nicht nur selbst viel Ski gefahren, sondern habe auch oft den Welt-Cup im alpinen Skisport verfolgt. Als ehemaliger Wintersportfan fahre ich also spontan zum Nachtrennen nach Schladming – eines der spektakulärsten Events im Ski-Zircus Schladming Dachstein. Geparkt wird auf einer umfunktionierten Kuhwiese und das Eintrittsticket bekomme ich zum Schnäppchenpreis kurz vor dem Eingang, wo sich jemand freut, ein übriges Ticket loszuwerden. Auf dem Parkplatz darf man sein Fahrzeug die ganze Nacht stehen lassen und es wurde auch toleriert, dass ich dort mit dem Camper übernachte. Ich meine, auch noch den ein oder anderen weiteren Camper gesehen zu haben. Nach einer interessanten Sportveranstaltung kann ich auf der zugeschneiten Wiese entspannt die Nacht verbringen.Hier findest du mehr Infos zum Nightrace in Schladming.
Anschließend geht es weiter nach Flachauwinkel, Saalbach Hinterglemm und nach Hintertux.
Der leere Campingplatz
Ein paar Tage später stehe ich vor einem verlassenen Campingplatz, keine Seele weit und breit. Kein Licht in der Rezeption, starker Schneefall macht das Aussteigen aus dem Camper ungemütlich. Es scheint, als hätte ich mit meiner Übernachtung kein Glück. Online steht, dass geöffnet sei und dass man einen tollen Blick auf den angrenzenden See hätte. Nichts davon kann ich erkennen. Ohne große Erwartungen klingle ich trotzdem an der Rezeption. Überraschend antwortet ein junger Tiroler schnell und freundlich: “I kum runta.” Wenige Momente später schließt er die Rezeption auf und der 15 Jahre alte Rechner wird hochgefahren. Nachdem das Bürokratische und der Smalltalk über das schlechte Wetter beendet ist, darf ich mir aussuchen, wo und wie ich parke. Ich wähle einen Platz, von dem ich theoretisch einen guten Blick auf einen traumhaften Bergsee habe. Ein paar Bäume und Sträucher schützen mich gut vor dem Wind und ich verbringe trotz schlechtem Wetter eine angenehme Nacht. Manche Campingplätze sind im Winter komplett geschlossen und manche sind bereits stark ausgebucht. Abgesehen von der Nähe zu Wintersportmöglichkeiten kann ich darin aber kein richtiges Muster erkennen.Flachauwinkel - Saalbach - Hintertux: Der zentrale Camping-Parkplatz am Skilift
Ich bin mit einem Freund zum Skifahren verabredet. Um am nächsten Morgen keine Zeit zu verlieren – denn was gibt es Schöneres als der Erste zu sein, der seine Spur in die frisch präparierte Piste setzt? – suche ich mir einen Campingplatz direkt am Skilift. Ich habe Glück, ich finde etwas Passendes und es gibt auch noch einen freien Stellplatz für zwei Nächte. Der Campingplatz selbst ist nicht viel mehr als ein kleiner Parkplatz zwischen dem Skilift, einem Wohnblock und der Bundesstraße – nicht sonderlich romantisch, aber es erfüllt seinen Zweck. Die gute Lage des Campingplatzes lässt mich über den teuren Preis und die magere Ausstattung hinwegblicken. Ich bin ja ohnehin den ganzen Tag auf der Piste oder in der Skihütte. Beim nächsten Mal Skifahren übernachte ich direkt auf dem Parkplatz eines Liftbetreibers. Ich würde den Parkplatz ohnehin am nächsten Morgen benutzen, also rede ich mir ein, dass es okay wäre, wenn ich dort schon etwas früher parke und die Nacht verbringe. Es hat mich niemand vertrieben, und so schlussfolgere ich, dass es manche Betreiber akzeptieren oder zumindest ignorieren. Die Parkflächen sind oft riesig, werden nur tagsüber genutzt, sind nachts aber auch zugänglich. Zudem bin ich nicht der einzige Camper, der dort die Nacht verbringt.Der Landgasthof
Zielstrebig fahre ich durch eine tief verschneite Landschaft, die Landstraße wird immer enger und der Schnee ist nur spärlich geräumt. Langsam kommt der Crafter an seine Grenzen. Mein Ziel ist ein Landgasthof mit einem kleinen extra Parkplatz für Camper. Diesmal rufe ich vorher an und frage, ob geöffnet ist. “Eigentlich nicht”, bekomme ich als Antwort. Aber wenn ich zum Essen vorbei käme, könne ich auch die Nacht über stehen bleiben. Bezahlen müsse ich lediglich das Essen und eine kleine Pauschale für Strom. Da muss ich nicht lange überlegen. Am Hof angekommen werde ich, wie soll es auch anders sein, vom Hofhund begrüßt. In der Kaminstube des Blockhauses werde ich von der Wirtin freundlich empfangen. Während ich auf meine Käsespätzle warte, lerne ich den zweiten Hofhund, den Junior Chef und die Stammgäste, die seit 20 Jahren Winterurlaub auf dem Hof machen, kennen. Ich fühle mich willkommen und verlängere nach einer durchzechten Nacht mit den Stammgästen meinen Aufenthalt.Maurach und Hintersteiner See: Die Rodelbahn
Auf der Suche nach einer ruhigen Übernachtungsmöglichkeit fahre ich eine Bergstraße entlang, bis ich plötzlich am Ende des Tals angekommen bin. Dort befindet sich eine Rodelbahn mit einem großen Parkplatz. Der Parkplatz scheint etwas größer zu sein, da nebenan gebaut wird und die Bauarbeiter hier tagsüber parken. Aber die Arbeiter beginnen bestimmt erst wieder am Nächsten morgen? Nach einem schönen Winterspaziergang entlang der Rodelbahn beschließe ich, die Nacht hier zu bleiben. Außer zwei After-Work-Rodlern, die mit Stirnlampen die Rodelbahn hinauf laufen und zwei Stunden später ausgepowert unten wieder ankommen, treffe ich keine Menschen mehr. Am nächsten Morgen kommen dann wie erwartet die Bauarbeiter und ich mache mich schnell aus dem Staub, um deren Arbeit nicht zu stören.Meine Reiseroute im Überblick
Abschließend meine Reiseroute zusammenfassend im Überblick- Prag
- Horn (im Waldviertel)
- Schladming
- Flachauwinkel
- Saalbach
- Hintertux
- Maurach
- Hintersteiner See
- Hamburg